Impressionen Vierdaagse Nijmegen

(Text Thomas Egli / Quelle Bilder: Jürgen Lay im Auftrag Feldmusik Jona)

16 Elgger begleiteten die Feldmusik Jona vom 16.-23. Juli 2022 zur 104. Ausgabe des 4-Tage-Marsches nach Nijmegen, dort wo sich kurz zuvor der Rhein in Waal und Niederrhein trennt. Der Nijmeger „Vierdaachse“ (phonetisch) entstand vor über 100 Jahren aus zivilem Anlass, die Menschen in der Umgebung zu sportlicher Aktivität zu motivieren. Zwischenzeitlich nutzen westliche Nationen diesen Anlass und entsenden unbewaffnete militärische Marschdelegationen. Die Schweizer werden traditionell von einer jedes Jahr wechselnden zivilen Musik-Formation während einer Woche begleitet, wobei das Militär im Camp Heumensoord (einem Waldstück südlich der Stadt) und die Musik ennet dem Waal im gemütlichen Dorf Bemmel untergebracht sind. Bemmel feiert deswegen parallel ihre „Zwitserseweek“ (Schweizerwoche). Dabei nimmt die Musik auch an zusatzlichen Anlässen/Auftritten in und um Bemmel teil, wie beispielsweise dem Sonntags-Fest auf dem Dorfplatz und dem Galakonzert in der Kirche am Mittwochabend.

Die Höhepunkte einer „Vierdaachse“-Woche sind einerseits eine militärische Gedenkzeremonie auf dem kanadischen Soldaten-Friedhof sowie die musikalische Begleitung des CH-Marschbatallions auf den letzten 6 km am letzten Marsch-Tag, quasi der Final-Einzug. Andererseits ist es schlicht die holländische Gastfreundschaft, wobei „Gast“ wie auch „Freundschaft“ zu betonen sind. Die nachfolgenden Bilder zeigen einzig einen Eindruck über die örtlichen Verhältnisse. Sie können hingegen die persönlichen Eindrücke und die daraus resultierenden Emotionen nur schwer wiedergeben. Am Strassenrand zu stehen und 50’000 Läuferinnen und Läufer (partiell sogar im Rollstuhl) mit Klatschen oder noch besser mit Trommel- und Pfeifenspiel anzufeuern war schlicht unvergleichlich.  Dies wäre am Dienstag, dem ersten Marschtag vorgesehen gewesen. Die Wettervorhersage von 38 Grad wolkenlos war dem Lauf-OK jedoch Grund genug, den ersten Marschtag abzusagen (wohl aus Erfahrung aus über 100 vorangegangen Anlässen). Sechs Stunden Nonstop-Musik vor dem Gemeindehaus Bemmel wären für uns auf dem Programm gestanden. Ersatzprogramm war eine Führung in den kühlen unterirdischen Räumen des Fort Pannerden, welches im Deutsch-/Französischen Krieg in der Gabelung Rhein/Waal angelegt worden war.

Auch ohne diesen ersten Marschtag konnten am Mittwochnachmittag im Heumensoord die ersten offensichtlichen (Blasen-)Opfer beobachtet werden. Mit Fussbädern wurden die Füsse auf den kommenden Tag vorbereitet. Und dennoch zeigte spätestens der Freitag die brutale Realität von 3x 50 Kilometern Fussmarsch bei einigen zusätzlichen Teilnehmern. Und dennoch kehren die meisten im Folgejahr nach Nijmegen zurück. Wohl auch weil die Stimmung unvergleichlich ist, insbesondere zwischen den verschiedenen Militärs, wie der Schweizer-Abend am Montag im Heumensoord eindrücklich gezeigt hat: 600 Männer und Frauen in Tarnanzügen mit den Emblems von Frankreich, Deutschland, Österreich, Belgien, Finnland, Norwegen, Dänemark, Schweden, Kanada, USA und natürliche Niederlande (und wohl noch einige weitere Nationen) folgten der traditionellen Einladung der CH-Delegation und feierten bei Militärbiscuit, -schoggi und Appenzeller (der Flüssige, nicht der Biber) gemeinsam die Vorfreude auf die kommenden erwartungsgemäss anstrengenden Tage. Gerade in der aktuellen Zeit ist eine derartige „Völker-„Verständigung von grosser Bedeutung.

Dies dürfte nicht der letzte verbindende Abend der Militärs gewesen sein, denn am Freitag konnten anlässlich des musikalischen Grusses an der Marschstrecke im Hafen von Grave (südwestlich von Nijmegen) an zahlreichen der vorbeimarschierenden Tarnanzüge „fremde“ Hoheitszeichen ausgemacht werden, was auf einen regen Austausch an Uniform-Badges schliessen lässt. Es darf hier auch noch angefügt werden, dass die Schweizer ihre Gäste nicht nur mit Biscuit und Schoggi bedient hatten. Das abendliche Buffet war um einiges Umfangreicher. Das Bier wurde übrigens von den Deutschen gezapft 😉

Nicht alles in Holland verläuft feuchtfröhlich. Es kann auch wirklich nass werden, ausgerechnet anlässlich der Gedenkzeremonie auf dem kanadischen Soldatenfriedhof bei Groesbeek ( https://www.cwgc.org/visit-us/find-cemeteries-memorials/cemetery-details/2063900/groesbeek-canadian-war-cemetery/ ). In unserem Falle war es der zum unpassensten Zeitpunkt einsetzende Regen kurz nach Beginn der Gedenkfeier der Schweizer Delegation inklusive Fahnen- und Ehrengruss. Es hätten aber auch genauso Tränen sein können beim Anblick der schier unübersichtlichen in exakten metrischen Linien angeordneten Grabsteine zusammen mit der musikalischen Intonation des Titelstücks zum Film „Saving Private Ryan“ der Feldmusik Jona. Kriegsrealität im Nachhinein in perfekt gepflegter Umgebung.

Was für ein Kontrast zur eher stillen Feier auf dem Soldatenfriedhof dann der Einzug des Marschbatallions am Freitag auf der „Via Gladiola“, den letzten sechs Kilometern Marschstrecke vom Stadtrand ins Zentrum von Nijmegen, nebst tausenden zivilen Läufern, gesäumt von übertausenden klatschenden, feiernden, johlenden Menschen am Strassenrand, teilweise in einer Weise, dass die eigene Musik ein paar Meter hinter den Tambouren nicht mehr gehört wurde. Das Marschbatallion wird auf den letzten 6 Kilometern Marschstrecke am letzten Tag von der Musik begleitet. Diese Strecke entspricht gerade mal rund 2,5 Prozent des von den Läufern insgesamt gemeisterten Pensums (da dieses Jahr nur 3 Tage à 50 km gelaufen wurde, wären es sogar 3,3 Prozent). Die begeisteren Menschen am Strassenrand mögen die Marschteilnehmer und eben auch die Musik derart zu motivieren, dass diese Kilometer wie im Flug vergehen.

Zusammenfassend kann der Tambourenverein Elgg auf eine sehr erfolgreiche musikalische aber auch gesellige Woche zurückblicken. Das soziale Vereinsgefüge hat sich bewährt. Während der wenigen Freizeit ergänzten ein naher Bade-See oder ein Wirtshausbesuch in Bemmel die kollegialen Bedürfnisse.

Hier noch ein nachträglicher Überblick aus Holland: https://youtu.be/DKxTMfm5ioA

Der 1. August kann kommen, wir sind fit 😉

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